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Vortrag: Hintergründe des Bürgerkriegs im Kongo

Vortrag: Hintergründe des Bürgerkriegs im Kongo

Das Forum Eine Welt hatte den Afrika-Spezialisten und Leiter des Netzwerks Afrika-Deutschland, Pater Wolfgang Schonecke, gebeten, über das Thema "Der neue Kongokrieg" zu referieren.

Das Forum Eine Welt hatte den Afrika-Spezialisten und Leiter des Netzwerks Afrika-Deutschland, Pater Wolfgang Schonecke, gebeten, über das Thema "Der neue Kongokrieg" zu referieren.

Daun/Gerolstein. (red) "Gott ist Kongolese, denn wenn Gott nicht ein Kongolese wäre, dann würde dieses Volk längst nicht mehr am Leben sein." Mit diesem Zitat aus einer kongolesischen Zeitung machte Schonecke gleich zu Anfang seines Vortrags auf die dramatische Situation im Südosten Afrikas aufmerksam. Mehr als drei Millionen Menschenleben habe dieser Bürgerkrieg bisher gekostet und große materielle und seelische Verwüstungen hinterlassen.
 

Das größte Problem des Landes ist sein Reichtum

 
Schonecke kennt dieses Land, das so groß ist wie ganz Westeuropa und in dem keine Straße den West- mit dem Ostteil des Landes verbindet: Dreißig Jahre hat er als Pfarrer im Gebiet der Großen Seen gearbeitet und Flucht und Elend hautnah miterlebt.
 
"Das größte Problem des Kongo ist sein Reichtum", sagt er; denn es sind vor allem die riesigen Vorkommen an Diamanten, Gold, Kupfer, Kobalt, Coltan und neuerdings auch Erdöl, die den Kongo immer wieder zur Beute regionaler und internationaler Interessen werden ließen. Immer wieder werde das Land mit Krieg überzogen - mit schrecklichen Folgen für die Gesellschaft: Morde, Vergewaltigungen und die Abrichtung von Kindern zu Tötungsmaschinen hätten bei den Menschen traumatische Spuren hinterlassen.
 
Die Analyse der Ursachen des blutigen Geschehens zeigt ein verwirrendes Geflecht unterschiedlichster ethnischer Gruppen und Rebellenbewegungen, räuberischer Regierungen der Nachbarländer und skrupelloser westlicher Konzerne. Die folgenschwerste Rolle in dem Konflikt spiele Ruanda, die stärkste Militärmacht in der Region, die seit 1994 von den USA massiv mit Waffen beliefert werde. Diesem Bündnis stehe eine Allianz gegenüber, der Angola, Simbabwe, Namibia und die Reste der kongolesischen Armee angehören. Die Auseinandersetzungen hätten vor zehn Jahren den Süden Afrikas fast in einen großen internationalen Krieg gestürzt.
 
Hat der Kongo noch eine Zukunft? Schonecke sieht trotz allem einen Hoffnungsschimmer, da dieses riesige Land trotz aller Konflikte im Laufe der Jahrzehnte eine nationale Identität entwickelt und mit den erfolgreichen Wahlen von 2006 gezeigt habe, dass auch wieder Ansätze einer funktionierenden Administration und zivilgesellschaftlicher Strukturen entstehen.
 
Er hoffe, sagte Schonecke, dass der neue US-Präsident Obama einen Schlussstrich unter die bisherige verhängnisvolle amerikanische Afrikapolitik ziehen und den Prozess der Befriedung im Kongo unterstützen werde.

 Trierischer Volksfreund, 25./26.4.2009


 

Pater Wolfgang Schonecke

Foto: K. Heller