FORUM EINE WELT

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„Rückgrat braucht man schon"
Zwei israelische Kriegsdienstverweigerer berichten aus ihrem Leben

DAUN. (nh) Kriegsdienstverweigerer in Israel: Eine besondere Kombination, über die zwei Betroffene auf Einladung des Forums Eine Welt in Daun berichteten und mit Interessierten über ihre Erfahrungen diskutierten.

Lothan Raz (links) und Neta Otem aus Jerusalem berichten in Daun von der Situation in ihrem Heimatland.                                                                                                                                                        Foto: Nils Hoffmann


Lothan Raz und Neta Rotem haben
eine lange Reise hinter sich. Die beiden jungen Israelis sind aus Jerusalem nach Deutschland gekommen, um den Menschen hier von der Situation in ihrem Heimatland zu berichten. Zunächst jedoch steht die Eifel im Vordergrund: Die Landschaft sei ganz anders als in Israel, das zu großen Teilen aus Wüste besteht, erzählt Lothan. „Vor allem die Wälder, Täler und Flüsse finden wir toll", ergänzt seine Freundin Neta. Schnell jedoch werden die beiden ernst, denn an diesem Abend stehen ernste Themen im Mittelpunkt. Lothan und Neta sind auf Einladung des „Forum Eine Welt" in Daun, um von ihren Erfahrungen als Kriegsdienstverweigerer und Friedens-Aktivisten zu berichten.

Während es heutzutage in Deutschland kein Problem mehr ist, Zivildienst statt Wehrdienst zu leisten, sieht die Situation in Israel ganz anders aus. In dem von Krieg und Terror geplagten Land hat das Militär einen enormen gesellschaftlichen Stellenwert, und junge Frauen und Männer müssen viele Jahre dienen. Lothan hat für seine Überzeugung mehrere Monate im Gefängnis gesessen. „Rückgrat braucht man schon", meint Lothan, wenn er an die Zeit zurückdenkt, in der er sich mit seiner Kriegsdienstverweigerung gegen die israelische Politik wandte, die er für den Konflikt im Nahen Osten verantwortlich macht.

Harte Vorwürfe, nicht unumstritten, bringen die beiden vor, denn Lothan und Neta sind sich einig: Die israelische Politik gegenüber den Palästinensern sei rassistisch. Israelis würden schon von klein auf zum Kämpfen erzogen. Von der Situation in den besetzten Gebieten des Westjordanlands wüssten die meisten Menschen nichts - hauptsächlich auf Grund israelischer Propaganda. Neta: „Vor allem die Mauer, die Israel auf der Grenze zum Westjordanland baut, unterstützt die Tendenz, dass Israelis nichts von den Palästinensern wissen."
 

Gegen diese Situation wollen die beiden mit ihren Projekten vorgehen. Ihre Idee ist es, mit palästinensischen Aktivisten zusammenzuarbeiten, zu diskutieren und zu demonstrieren. Lothan erklärt dieses Vorgehen: „Wir wollen Palästinenser nach Israel bringen, wo sie in öffentlichen Einrichtungen wie zum Beispiel Schulen über ihre Situation erzählen werden. Dadurch sollen die Israelis auf die Situation in den besetzten Gebieten aufmerksam gemacht werden."
 

Am Ende eines langen Prozesses hoffen die beiden, die Trennung zwischen den Völkern zu überwinden und dem Frieden im Nahen Osten näher zu kommen. Wie dies am einfachsten zu erreichen sei, daran haben die beiden keinen Zweifel: Die israelische Gesellschaft müsse sich grundlegend ändern und ihren Rassismus ablegen.
 

Bei der Veranstaltung kommt freilich zu kurz, dass auch der Nahostkonflikt zwei Seiten hat: Auch auf palästinensischer Seite gibt es schließlich Hass, Propaganda, Rassismus und Unverständnis. no/jöl

Trierischer Volksfreund, 14. 10. 2005