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"Menschen müssen sich wieder begegnen"

Hilda Bünger aus Jordanien lebt seit 16 Jahren in Gerolstein und fühlt sich "hier heimisch"

GEROLSTEIN. (mh) Die momentane Weltlage beschäftigt Hilda Bünger sehr. Das ist nicht verwunderlich, da unweit ihres Geburtslands Jordanien ein Krieg tobte, die Region in Gewalt und Flüchtlingselend zu versinken droht. Beim Fest der Nationen wird sie den Gästen ihr Heimatland näher bringen.

 

Leckereien aus Nahost: Da kennt sich die gebürtige Jordanierin Hilda Bünger aus Gerolstein aus.Foto: Mario Hübner

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Besonders fürchtet Hilda Bünger eine Ausweitung des amerikanischen Feldzugs. "Es macht mir Sorgen, dass nach dem Irak nun Syrien und danach womöglich auch noch der Iran mit einem Krieg überzogen werden."

Als Gründe für die derzeitige Instabilität in der Nahost-Region sieht sie neben den wirtschaftlichen Interessen der Supermacht - vor allem für Öl - besonders den israelisch-palästinensischen Konflikt. Sie sagt: "Ruhe und Frieden kann es nur geben, wenn beide Völker endlich nebeneinander existieren, und wenn sich die Menschen wieder begegnen - im Kindergarten, in der Schule, auf der Arbeit."

Begegnung ist für sie auch das Hauptziel des Fests der Nationen, sagt Hilda Bünger. "Das Fest ist eine gute Sache, da man dort erfährt, dass es auf der Welt noch ganz andere Dinge gibt, als die, die man selbst kennt. Schließlich kann einer von dem anderen lernen." Zudem ermögliche es ganz leicht Kontakte. "Und zwar auch denjenigen, die sonst nur wenige mit anderen Völkern haben", denkt Hilda Bünger vor allem an die Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion, von denen in der Eifel viele ausschließlich ein Dasein untereinander fristen.

"Die Leute hier akzeptieren mich"

Für sie selbst gelte das nicht. "Ich bin in Gerolstein heimisch geworden, die Leute hier akzeptieren mich", sagt die Mutter zweier Mädchen, die seit 28 Jahren mit einem deutschen Mann verheiratet ist. Den hat sie in Jordanien, wo er für eine deutsche Baufirma arbeitete, kennen gelernt. Einige Zeit später ist sie mit ihm nach Saudi-Arabien gegangen, wo beide 15 Jahre lebten. Vor 15 Jahren ist die Familie dann nach Gerolstein gezogen.

Doch ihre arabische Heimat hat Hilda Bünger nie aus den Augen verloren. Ein Blick ins Wohnzimmer bestätigt das: Hier ein golden glänzender Tisch aus der Türkei, dort ein großformatiges Bild eines typischen arabischen Markts, daneben ein Dolch samt Scheide, wie ihn Sindbad der Seefahrer hätte tragen können, und das Regal füllen unzählige Accessoires aus dem Morgenland: vor allem Mokkakannen in allen Größen und Formen.

"Ich fliege im jährlichen Wechsel in die USA und nach Jordanien, wo jeweils Geschwister von mir leben." Wenn sie dann wieder einmal in Amman, der 1,4 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt des Königreichs Jordanien sei, ziehe es sie stets in die Altstadt. "Ich gehe so unheimlich gerne in die kleinen Geschäfte und über die Märkte," sagt Hilda Bünger.

In Gerolstein wiederum versucht sie seit Jahren, "Dinge aus meiner Kultur zu vermitteln". Zum Beispiel in Arabisch-Sprachkursen oder eben jenen Kursen in orientalischem Tanz, die sie seit acht Jahren im Rahmen des Volkshochschulprogramms gibt. "Und es gibt nicht wenige Frauen hier, die Interesse daran haben", sagt Hilda Bünger nicht ohne Stolz.

Beim Fest der Nationen am 4. Mai im Rondell in Gerolstein werden sich die Besucher davon ein Bild machen können. Denn zwei Gruppen von Hilda Bünger werden Bauchtanz vorführen: eine bereits während der Eröffnung gegen 11 Uhr, eine gegen 14 Uhr.

Der Aktionskreis bittet um Spenden, Kuchen und sucht noch Helfer. Infos unter Telefon 06591/8202 oder 06591/8821 sowie 06595/676.

MUSSAKHAN

Ein Gericht aus ihrer jordanischen Heimat für vier Personen stellt Hilda Bünger vor, die seit 16 Jahren in Gerolstein lebt und dort, wie sie sagt, heimisch geworden ist. "Mussakhan" ist auch bei Palästinensern beliebt und weit verbreitet. Und bei den Eifelern, wie sich Hilda Bünger erinnert: "Da waren innerhalb einer Stunde die 50 Portionen weg." Daher wird bei der Neuauflage am 4. Mai im Rondell in Gerolstein "Mussakhan" erneut angeboten.

 

ZUTATEN:

Vier halbe Hähnchen

Eine halbe Tasse Pinienkerne

Eine halbe bis zwei Tassen Olivenöl (nach Geschmack) oder eine Tasse Hühnerbrühe

Vier mittelgroße Zwiebeln, gehackt

Ein Teelöffel (TL) Salz

Drei TL gemahlener Sumac (säuerliches Gewürz, das in türkischen Geschäften erhältlich ist)

Zwei arabische Fladenbrote

 

ZUBEREITUNG:

Das Huhn mit dem Olivenöl bestreichen und bei 225 Grad Celsius im Ofen 30 Minuten lang backen, bis es zart ist. Zwischenzeitlich die Pinienkerne in Öl leicht anbraten, bis sie braun werden. Danach gut abtropfen lassen und zur Seite legen.

Die gehakten Zwiebeln werden nun mit Sumac und Salz vermischt und in Olivenöl gebraten. Wer das Gericht gerne ölig mag, sollte mehr Olivenöl hinzufügen, wer ein saftiges Essen bevorzugt, sollte die Hühnerbrühe hinzugeben.

Nun wird das Fladenbrot geteilt und mit den vier flachen Hälften ein Backblech ausgelegt. Dabei sollte die Innenseite nach oben zeigen, da sie mehr Saft aufnimmt. Die Innenseiten werden nun mit knapp der Hälfte der Zwiebel-Sumac-Öl-Mischung bestrichen und mit dem Hähnchen garniert. Diese werden mit dem Rest der Mischung bepinselt. Nun wird alles im sehr heißen Ofen etwa fünf Minuten knusprig gebacken, mit den Pinienkernen garniert und serviert. Das Gericht schmeckt auch kalt noch sehr gut. (mh)

 Trierischer Volksfreund, 24. 4. 2003